Die Liebe ist der Schlüssel
Kindertheater: Das Publikum ist ganz nah am Geschehen – Klare Sprache, ausdrucksstarkes Spiel: "Eine kleine Zauberflöte" im Auerbacher Schloss in einer Freilicht-Inszenierung

Von Melanie Neumann

Bensheim-Auerbach. Wenn Pamina und Tamino im sandigen Burghof durch die Stuhlreihen aufeinander zueilen, um sich, endlich vereint, in die Arme zu fallen, legt sich ein Staubwölkchen über die großen und kleinen Zuschauer. Ganz nah dran am Geschehen ist das Publikum bei der Premiere der "Kleinen Zauberflöte" für Kinder ab 7 Jahren im Auerbacher Schloss am Sonntagnachmittag. Da entgeht einem kein Wort, keine Geste, kein Wimpernzucken, und das ist das Tolle der Freilicht-Inszenierung von Franz Wacker.

In etwa eineinhalb Stunden erzählen die acht Darsteller der freien Theatergruppe die Geschichte des Prinzen, der die Tochter der Königin der Nacht aus den Fängen Sarastros befreien will und dafür mit seinem Weggefährten Papageno und mit seiner Liebsten einige Prüfungen bestehen muss. Nur wenige Requisiten braucht die Regie, um das Publikum in eine ganz traditionelle Märchenwelt zu entführen.

Die klare Sprache, das ausdrucksstarke Spiel jedes einzelnen Ensemblemitgliedes, und natürlich die besondere Kulisse des Schlosses genügen, um die Zuschauer zu bannen. Wer würde an der Macht der Königin der Nacht zweifeln, wenn sie plötzlich hoch über dem Hof zwischen den Zinnen der alten Burgmauer erscheint, um Tamino das Bild Paminas überreichen zu lassen?

"Da ist ja gar nichts drauf", bemerkt Premierengast Jonas (8). Das tut der Illusion aber kaum einen Abbruch, so entzückt betrachtet Tamino das vorgebliche Porträt; so entzückt, dass er zu singen beginnt.

Musikalisch geht die Inszenierung einen Mittelweg: Mozarts Stücke sind elektronisch eingespielt und kommen vom Band (ein Orchester wäre zu kostspielig, meint der Regisseur). Dazu stimmen die Schauspieler die bekannten Arien und Duette an. [...]

Die konzentrierte Aufführung lenkt die Aufmerksamkeit ganz auf die Spannung, die großen Gefühle und vor allem die komischen Elemente der Geschichte. Das kommt bei Kindern wie Eltern gleichermaßen gut an. Übrigens ist das Stück auch für ängstliche Naturen gut zu verkraften, denn es verzichtet weitgehend auf Schockmomente. Zwar gibt es wilde Tiere, Feuersbrunst und Wasserflut, aber die Werden von Kindern dargestellt. Im Übrigen sei, sagt Franz Wacker, "die Liebe der Schlüssel zum Geschehen."